Kultur erhalten

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13.01.2013

Hopping

Hier mal wieder ein Hoppingbericht von einem etwas älteren Match um die gäääähnende Langeweile der Winterpause zu überbrücken. Freundlicherweise zur Verfügung gestellt vom FCM-Hopper :-)

SV Waldhof Mannheim vs. 1. FC Kaiserslautern Amateure
02.09.2009 - 18:00 Uhr
Ergebnis: 0:2
Carl-Benz-Stadion
Da ich beruflich, für mehrere Wochen am Stück, immer in Rüdesheim am Rhein unter anderem auch zur Berufsschule musste und einen Lautra in meiner Klasse hatte ergab sich insbesondere dieses Spiel. Schon in den Wochen vor dem Spiel bekam man die Anspannung des Klassenkameraden mit und hörte von einzelnen Übergriffen auf beiden Seiten. Am Spieltag, einem Mittwoch, die Mitfahrgelegenheit genutzt und die Reise Richtung Mannheim angetreten. Dem Verkehrschaos, was, wie man später hörte die Gästefans am Hauptbahnhof verursachten , entkam man nicht und kam erst kurz vor Anpfiff am Stadion an. Dann war noch anstellen, nicht auffallen und Karte holen angesagt. Rings um das Stadion waren noch eine Menge Heimfans auf den Straßen und der anliegenden Kneipe. Man bekam Gespräche von früheren Aufeinandertreffen der beiden Hassgegner mit und eine gewisse Anspannung lag spürbar in der Luft. Wie viele Lautra werden das Spiel ihrer Amateure begleiten und was für eine Erwartung hat jeder einzelne an das heutige Derby ? Nach dem Kauf einer der letzten Karten des heutigen Spiels, für die Gegengerade nah dem Gästeblock, war zumindest auf meiner Seite erstmal Erleichterung angesagt. Kurze und leichte Kontrolle am Eingang, wohl dem hohen Andrang geschuldet, fand ich mich auf meinem Platz ein.

Das Spiel hatte bereits begonnen und die Choreo der voll gefüllten Heimkurve hatte ich verpasst. Eine Wendechoreo welche im ersten Teil aus A1 großem Papier bestand, mit Waldhof Mannheim Emblem, von jedem einzelnen hochgehalten wurde und vor der Heimkurve eine Blockfahne mit der Aufschrift "SV WALDHOF MANNHEIM 1907". Im Zweiten Teil war dann auf den Zetteln "SCHEISS FCK" zu lesen und auch auf der Blockfahne stand nun "SCHEISS KAISERSLAUTERN". Im Gästebereich war nur der Stehblock voll gefüllt und vor dem Stadion warteten noch mal so viele Pfälzer auf den Einlass, der von der Polizei geschlossen worden war. Der angrenzende Heimbereich zum Gästeblock war nur durch zwei Zäune und ca. 20 m. Luftlinie von einander getrennt, und so wechselte so ziemlich alles was als Wurfgeschoss herhalten konnte, die Seiten. Vom bloßen Sand, kompletten Inventar der in der Nähe stehenden Wurstbude, Fackeln, Böller, Teile eines abgestorbenen Baumes bis hin zu einer Mülltonne flog alles Richtung Gäste. Wobei hier die meisten Treffer wohl die Polizei abbekam, welche direkt am Zaun stand und die ebenfalls motivierten FCK Anhänger abhalten wollten, dass selbe zu tun. Unter "Scheiß Kaiserslautern" rufen aus der Heimkurve und "wenn der Waldhof brennt" Gesängen des gesamten Gästeblocks heizte sich die Stimmung immer weiter und immer wieder neu auf. Und ich war mittendrin, wusste gar nicht wo man zu erst hin sehen sollte um nix zu verpassen. Der Ball rollte derweil weiter und die Lauterer Amateure brachten den SV immer wieder durch kluge Konter und gute Pässe ins schwitzen. Plötzlich stieg hinter dem Gästeblock eine schwarze Rauchwolke auf. Feuer! In meinem Bereich machte sich Unruhe breit und es schien als würden die ganzen Blicke des Stadions auf die Rauchsäule hinter den Gästeblock gelenkt. Von irgendwo erfuhr ich dass ein Security eine noch brennende Fackel in einem nah liegenden Gebüsch entsorgte welches auf der Stelle Feuer fing. Erst nach einigen Minuten war der Brand wieder unter Kontrolle, sollte aber nicht der letzte Brandherd für den heutigen Tag gewesen sein. Noch vor der 20. Spielminute enterten nun geschlossen die Ultragruppen der Westkurve und Hools den Hintertorbereich der Gäste. Unter weiterem Zünden von Rauch, Böllern und Fackeln und lauten Antigesängen gegen die Barackler wurde der Block und Zaun gestürmt. Dies löste großen Jubel im Stehbereich der Gäste aus und laute Pfiffe und noch lautere Antigesänge des gesamten Heimbereiches. Eine ohrenbetäubende Lautstärke machte sich breit und auch auf dem Rasen kam es zu harten Zweikämpfen. Geschlossene Schalparaden in der Heimkurve, Klatscheinlagen oder ein kompletter Gästeblock am hüpfen. Gänsehaut pur! Als ob die Amateure nur auf die Unterstützung des nun vollen Gästebereiches gewartet hatten, erzielten sie noch in der ersten Hälfte das eins zu null. Kollektives Ausrasten, Torpogo und wieder wurde gezündet und der Zaun gestürmt.

Zur Halbzeitpause sammelten sich erneut wieder etliche vermummte im Heimbereich und griffen den Zaun zum Gästeblock an. Der Zaun gab irgendwann nach und nun schritt die Polizei konsequent mit Pfefferspray, Knüppeln und Hunden ein. Es gab erste Festnahmen und immer Katz und Maus Spiele zwischen den Mannheimern und der Polizei in diesem Bereich. Zur zweiten Hälfte präsentierten die Ultras vom FCK ein Spruchband "HARTGELDSTRICHER 69CENT" welches wohl auf die Abhängigkeit des Waldhofes vom Hopp anspielte. In der Heimkurve antwortete man ebenfalls mit einem Spruchband "ich bin nix, ich kann nix, ich hatte einen Lauternschal" und der Zaun war geschmückt von etlichem erbeuteten Material der Lautra. Erneuter Einsatz von Pyro im Heim und Gästebereich veranlassten den Schiedsrichter zu einer mehr minütigen Spielunterbrechung Mitte der zweiten Halbzeit. Unter bitten des Stadionsprechers das Zünden zu unterlassen und Androhung das Spiel sogar abzubrechen beruhigte es sich ein wenig. Das Spiel wurde fortgesetzt, doch als es erneut im Gästeblock brannte und sogar mehrere Sitzschalen Feuer fingen unterbrach der Schiedsrichter erneut das Spiel. Während einige schon mit einem Spielabbruch rechneten wurde dann doch wieder angepfiffen. Den Spielern vom SVW hatte die Spielunterbrechung nix gebracht sodass sie nur wenige Minuten später den zwei zu null Endstand kassierten. Im Heimbereich wurde nun alles an Pyro abgefackelt, so schien es zumindest und viele vermummte standen auf dem Zaun. 

Nach Abpfiff wurde der Gästeblock gesperrt und nur wer vor Spielende das Stadion verlassen hatte konnte mit einem der bereit gestellten Busse zurück zum Bahnhof fahren. Die Blocksperre nutzte die motivierte Fraktion der Mannheimer um sich in den Gassen und auf der Straße rund um den Abfahrtsweg der Lautra zu positionieren. Ich selber wollte mir das Geschehen von der anderen Straßenseite anschauen, aus sicherer Entfernung wie ich dachte. Pech nur als vermummte Mannheimer aus einer Nebenstraße in meiner nähe auftauchten und ca. 50 Hools von Lautern die Polizeisperre durchbrachen und auf uns zu rannten. Während die in Unterzahl befindlichen Mannheimer den Rückzug antraten drehten die Lautra kurz vor mir ab und jagten die Straße hoch wo vermeintlich die nächsten Mannheimer vermutet wurden. Glück gehabt also.

Auf einer großen Kreuzung standen sich beide Parteien noch mal gegenüber, wobei der Lauterermob von der Polizei eingekesselt war. Da ich mein Glück nicht noch mal heraus fordern wollte machte ich mich auf zum Auto meiner Mitfahrgelegenheit. Nach kurzer Zeit des Wartens kam der Fahrer auch unbeschadet am Auto an und so konnte aus einer Mischung aus Adrenalin, Gänsehaut und einem Grinsen im Gesicht auf das Erlebte zurück geblickt werden.



FreMDgehen

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